Der Bundesverband Schwertransporte und Kranarbeiten hat anlässlich der Jahreshauptversammlung im Oktober 2022 den „Transport des Jahres“ gewählt.
Erneut der erste Platz für die Spedition Kübler beim “BSK-Award”
Anlässlich der Jahreshauptversammlung des Bundesverbandes Schwertransporte und Kranarbeiten (BSK) wurde der “Schwertransport des Jahres” gewählt. Dabei wird nicht nur die reine Größe und Gewicht betrachtet, vielmehr sind Innovationen und neue Lösungen ausschlaggebend für die Platzierung.
Wir freuen uns, mit einem sehr aufwändigen, trimodalen Transport von vier Transformatoren, der über Straße, Schiene und Wasser bis in ein tief unter Tage liegendes Kavernenkraftwerk zu meistern war, den ersten Platz zu belegen.
Wir danken der Fachjury für die Bewertung und unserem Kunden für den tollen Auftrag und das Vertrauen in unsere Arbeit.
Unserer besonderer Dank geht auch an allen Beteiligte: Behörden, Dienstleister und vor allem unserem Team, welches Planung, Organisation und Durchführung aus einem Guss in grandioser Teamarbeit umgesetzt hat.
Im Kavernenkraftwerk Bad Säckingen mussten vier altgediente Transformatoren ausgewechselt werden. Die größte Herausforderung war, die Abschaltzeit des Kraftwerkes so kurz wie möglich zu halten. Das Konzept sah vor, zunächst die vier neuen Transformatoren bis zum Kraftwerksgelände anzuliefern. Erst dann sollten die alten Transformatoren abgeklemmt und getauscht werden.
Die Reise der neuen Transformatoren vom Hersteller in Dresden bis zum Ziel war ursprünglich als durchgehender Bahntransport geplant. Nur die letzten zehn Kilometer sollten auf der Straße zurückgelegt werden.
Während der Planung wurde aufgrund einiger Baustellen und Streckensperrungen die Planung mehrmals durcheinandergeworfen. Mit viel Engagement und Erfahrung konnte aber immer kurzfristig eine Lösung gefunden werden, damit der Trafotausch noch termingerecht abgewickelt werden konnte. Denn eine Kraftwerksabschaltung wird von langer Hand geplant und kann nicht ohne Weiteres verschoben werden.
Detaillierte Beschreibung:
Aufgabenstellung:
Vier Transformatoren mit je 140 t mussten von Dresden nach Bad Säckingen transportiert werden. Nach der Ankunft wurde zuerst ein alter Trafo aus der Kaverne ausgebracht und wechselweise immer ein neuer eingebracht.
Der Transportweg war wie folgt geplant:
Straßentransport mit Plattformaufliegern vom Hersteller bis zum Dresdener Hafen
Schienentransport mit Tragschnabelwagen bis Bad Säckingen
Straßentransport mit Hubhebelbrücke bis zum Ziel
Zu beachten war, dass die Einfahrt in die Kaverne über eine2 km lange Tunnelzufahrt mit Gefälle und begrenztem Lichtraumprofil erfolgt und die Einbringung auf sehr beengtem Raum stattfinden wird.
Probleme und Lösungen: (Es gab nur Herausforderung, Probleme hatten wir nicht !)
Aufgrund des unberechenbaren Pegelstands der Elbe entschied man sich, die Trafos per Bahn anzuliefern. Allerdings wurde einige Wochen vor Projektbeginn die Bahnstrecke wegen unvorhersehbaren Arbeiten für LÜ-Transporte gesperrt.
Da die Trafos bereits versandfertig waren und die Elbe wider Erwarten ausreichend Wasser führte, wurden spontan die Straßentransporte in den Dresdener Hafen durchgeführt und die Trafos auf dem Wasserweg in das Mannheimer Terminal von Kübler vorgeholt und mit dem 500t-Brückenkran zwischengelagert.
Die weitere Route sollte dann ab Mannheim auf der Schiene erfolgen.
Wieder machten Baustellen auf der Schiene (Bergung der TVM auf der Rheintalstrecke) einen Strich durch die Rechnung. Die Sperrung hätte eine deutlich verspätete Anlieferung zur Folge gehabt.
Sofort machte Kübler sich an die Arbeit und besorgte in absoluter Rekordgeschwindigkeit zusammen mit seinem JV-Partner Felbermayr die Transportgenehmigungen auf der Schiene ab Auhafen, CH-Muttenz. Denn nun blieb als einzige Möglichkeit übrig, die Trafos weiter mit dem Schiff bis zum Auhafen bei CH-Basel zu befördern und dort auf die Bahn umzuladen. Für die vier Fahrten bis nach Bad Säckingen setzte Kübler einen Tragschnabelwagen aus der eigenen Flotte ein.
Auf der Strecke von der Umladestelle „Schiene-Straße“ bis zum Kraftwerk wurde bereits in der Vorstudie eine schwache Brücke identifiziert. Daraus resultierte ein Umweg mit vierfacher Länge und über teils schwieriger Strecke mit Serpentinen und beengten Platzverhältnissen. Nach der Vermessung aller Engstellen wurde für den Transport eine Hubhebelbrücke mit 16 Achsen ausgewählt. Dies war die größtmögliche Kombination auf der zu fahrenden Strecke. Da der Trafo nur an den seitlichen Konsolen aufgesetzt werden durfte, konstruierte Kübler geeignete Aufnahmen für die Hubhebelbrücke mittels Trägeraufbauten.
Am Kraftwerk war kein Platz für Lagerung oder Umladung vorhanden. Deshalb wurde die enge Kavernenzufahrt digital vermessen und in der Lösung konnte das Straßenfahrzeug ohne Umladung bis zur Entladestelle Untertage fahren.
Die Entladung erfolgte zwar mit einem vorhandenen Brückenkran, aber die Hubhöhe war sehr begrenzt. Deshalb konstruierte Kübler eine spezielle Doppel-H-Traverse, mit der die Trafos angehangen wurden.
Ausführung:
Der Straßenvorlauf erfolgte auf Plattformwagen, da die Strecke vom Hersteller bis zum Hafen ohne Höhenrestriktionen zu befahren ist. Die LKW pendelten mehrfach in der Nacht und so konnte mit geringem Frachteinsatz die Beförderung erfolgen.
Umschlag und Schiffstransport liefen Dank guter Vorplanung und Erfahrungen reibungslos. Auch die Zwischenlagerung im Schwergutterminal Mannheim zählte zu einer geübten Leistung.
Die Umladung in CH-Muttenz wurde durch den Hafenbetrieb Ultra-Brag bewerkstelligt und von Kübler überwacht. Die Verladung in den Bahnwagen und Sicherung der Ladung erfolgte durch Kübler-Personal nach zuvor angefertigten Lashingplänen.
Die Fahrt mit der Bahn wurde von Kübler zusammen mit Felbermayr minutiös geplant. Die schweizerische Bahn fuhr den Sonderzug jeweils bis zur Grenze, wo dann die deutsche Lokomotive übernahm. Nicht nur die Fahrten mussten koordiniert werden, auch eine umfangreiche zolltechnische Abwicklung wurde von Kübler durchgeführt, da die Trafos kurzfristig die EG verlassen haben und zudem dabei noch den Verkehrsträger wechselten, war auch dies keine alltägliche Aufgabe.
An der Umladestelle angekommen wurden die Trafos mittels hydraulischer Verschubbahn vom Bahnwagen in die danebenstehende Hubhebelbrücke verschoben. „Just-in-time“ wurde so Trafo für Trafo angeliefert, seitlich abgestellt und immer in die Kaverne gefahren, wenn jeweils ein Alttrafo Platz gemacht hatte.
Für die Einfahrt in die Kaverne war zur Traktionsverbesserung der Anhänger mit dem Scheuerle-Power-Booster ausgerüstet. Die angetriebenen Achsen sorgten für Kraftreserven, zusätzlich waren bis zu drei Schwerlastzugmaschinen zur Sicherheit vorgespannt.
Die Einbringung beinhaltete das manuelle Abbauen der Hubhebelbrücke in der Kaverne und die anschließende Verbringung mittels Kavernenkran. Die speziell entwickelte und gebaute Traverse zeigte beim ersten Anhängen die gute Vorplanung: Trotz Ein-Haken-Betrieb und Schwerpunktversatz hing der erste Trafo genau in der Waagerechten und konnte auf die Verschubbahn gesetzt werden.
Risikominimierung:
Das Terminrisiko wurde minimiert, indem man zunächst die neuen Transformatoren in greifbarer Nähe zwischengelagert hat, bevor die alten Trafos vom Netz genommen wurden.
Die Route vom Lagerplatz bis zum Ziel wurde frühzeitig genehmigt und in enger Zusammenarbeit mit den Behörden gesichert und von Baustellen freigehalten.
Sämtliche Arbeiten und Verladungen wurden zuvor mittels CAD-Zeichnungen simuliert und geplant. Die Fahrwege wurden digital vermessen und ebenfalls simuliert.
Der Arbeitsschutz stand selbstverständlich im Vordergrund und wurde in allen Teilen der Transportdurchführung Bestandteil der Planung und späteren Ausführung.
Fazit:
Trotz mehrfacher Schwierigkeiten auf dem geplanten Transportweg wurden kurzfristig Lösungen gefunden und die Termine eingehalten.