Das Kübler-Team holte zum dritten Mal die begehrte Trophäe nach Michelfeld.
Damit hatte keiner gerechnet: Anlässlich der Jahreshauptversammlung des Bundesverbandes Schwertransporte und Kranarbeiten wird alljährlich der “Transport des Jahres” gekürt. Alle seit 2020 eingereichten Projekte konnten die Jury überzeugen und den ersten Platz belegen.
Wir danken der Jury und unserem Team für die großartige Leistung und unserem Kunden für das Vertrauen und den tollen Auftrag.
Ein Transformator mit 355 t muss vom Hersteller in Nürnberg zum Umspannwerk nach Pasewalk in den nordöstlichsten Zipfel von Deutschland transportiert werden.
Wohlweislich hat der Empfänger einen Transformator bestellt, der bahnverladbar gebaut worden ist. Der also in einen Tragschnabelwagen eingekuppelt werden kann und sich bei den Abmessungen an den Lademaßen der Bahn orientiert.
Eigentlich wäre es nun ganz ein einfach gewesen:
Der Transformator könnte mit dem Tragschnabelwagen direkt in der Werkhalle in Nürnberg aufgeladen werden. Die Fahrtzeit von Bayern nach Mecklenburg-Vorpommern war mit drei Wochen in dem Projektplan vorgesehen. In Pasewalk führt die Bahnlinie nur zwei Kilometer entfernt am Umspannwerk vorbei. Nur ein kurzer Nachlauf auf der Straße wäre notwendig.
Aber die enormen Bautätigkeiten auf dem Schienennetz machten dieser Planung schnell einen Strich durch die Rechnung: Da der Transport mit „LÜ“ – Lademaßüberschreitung – viele Baustellen nicht durchfahren darf und Umwege zu nehmen sind, wäre von einer Reisezeit von über 16 Wochen auszugehen. Diese Zeit stand nicht zur Verfügung, da das Umspannwerk zur Sicherstellung der Stromversorgung früher ans Netz gehen muss.
Ein riesiger Umweg, der aber trotzdem schneller sein soll, wurde von Kübler gesucht und gefunden:
Zuerst wurde der Transformator vom Herstellerwerk auf der Straße in den Nürnberger Hafen befördert und dort mit einem stationären Hubsystem in ein Binnenschiff verladen. Bis dahin eine geübte Sache, die auch keinen Award wert sein sollte.
Nun kam die große Reise: Mit dem Binnenschiff ging es zunächst nach Rotterdam, wo mittels Schwimmkran der Koloss in ein Seeschiff umgeladen wurde. Alle Anschlagvorgänge und die Ladungssicherung für den Seetransport wurden von Kübler ausgearbeitet, von externen Fachleuten geprüft und die Ausführung überwacht.
Das Seeschiff brachte den Transformator bis in den Hafen der polnischen Stadt Stettin. Ursprünglich sollte hier mit einem 400t-Bockkran gelöscht werden. Anschließend sollte ein Plattformwagen den Transformator zu einem 1000 m entfernten Gleis bringen, wo die Ladung letztlich in den 32-achsingen Tragschnabelwagen von Kübler umgeladen werden sollte.
Sinn der Übung war, dass die Bahnstrecke von Stettin nach Pasewalk deutlich kürzer war und keine Baustelle aufwies. Dies war auf polnischer Seite ein Trugschluss: Die letzten 100 m Gleis im Hafen bis zur Umladestelle waren schlichtweg nicht existent, die Firma, die den Ausbau tätigen sollte, hatte die Arbeiten eingestellt.
Was tun ? Zusammen mit dem polnischen Partner Best Logistik wurde schnell eine ungewöhnliche Lösung ausgearbeitet:
Der Transformator wurde an der vorgesehenen Stelle mit dem Bockkran auf einen Ponton gesetzt. Auf diesem Ponton war zuvor eine über 1,50 m hohe Verschubbahn montiert worden. Der Ponton wurde dann an einem Kai positioniert, an dem ein Gleis verläuft.
Unter Beachtung von Tide und Strömung wurde der Transformator bei ständigem Trimmen des Pontons mittels Verschubbahn bis auf die Kaikante verschoben. Dort stand bereits der 32-achsige Tragschnabelwagen von Kübler bereit. Dieser wurde zuvor in zwei Hälften getrennt und positioniert. Als der Transformator in der Gleismitte stand, konnten die beiden Tragschnabelhälften angekuppelt und der Trafo angehoben werden.
Nach einer Reisezeit von nur zwei Tagen erreichte der Sonderzug die Ortschaft Pasewalk. Am dortigen Bahnhof befindet sich ein Ladegleis, welches zur Umladung des Trafos ausgebaut worden war. Durch den Wechsel der Tragschnäbel gegen eine Straßen-Seitenträgerbrücke wurde der Verkehrsträger zum fünften (!) Mal gewechselt. Nach einem kurzen Transport auf der Straße erreichte das Gespann die Umspannanlage, wo der Transformator über seine eigenen Rollen und Gleise bis auf sein endgültiges Fundament verzogen wurde.