Ideenreichtum und Innovationen sind beim Transport hoher Güter immer wieder gefragt.
Als die Spedition Kübler den Auftrag zum Transport eines Doppelstockpersonenwagens der DB erhielt, war dies zunächst keine besondere Herausforderung für den Schwergutspezialisten.
Kübler hält insgesamt acht Spezialtransporter bereit, welche Bahnfahrzeuge auf der Straße befördern können. Alle Fahrzeuge sind mit eingebautem Gleis, Verladerampe sowie Seilwinde ausgestattet. Lokomotiven, Waggons, S-Bahnen und Straßenbahnen werden von Kübler quer durch Europa transportiert, wenn die Bahnen aus technischen Gründen nicht auf der eigenen Achse zum Ziel gelangen können.
Aber auch für Überführungen auf der eigenen Achse hat Kübler mit der Abteilung „Heavy Rail“ eine Lösung im Hause: Nicht nur die eigenen Schwerlastwagen, sondern auch jegliche Art selbstrollender Wagen mit Übermaßen können als Sonderzug bewegt werden. Und sogar der angefragte Doppelstockwagen hat Überhohe und Bedarf auch auf der Schiene einer Sondergenehmigung.
Der besagte Doppelstockwagen sollte als Übungsobjekt zur Bundespolizei in die Nähe von Bonn transportiert werden. Da die Liegenschaft der Polizei nicht über einen Gleisanschluss verfügt, musste der letzte Teil der Strecke auf der Straße zurückgelegt werden.
Das Kübler Projektteam plante nun einen Transport auf der Schiene bis zu einer idealen Umladestelle, an der ohne Kranhilfe der Wagen mit einfachen Mitteln über die bordeigene Rampe auf den Tieflader gezogen werden konnte. Gleichzeitig musste es aber auch eine geeignete Strecke von der Umladestelle bis zum Empfänger geben. Zum Zeitpunkt der Lösungsfindung ist es sehr wichtig, die Gesamtlogistik im Auge zu behalten, wofür Kübler mit seinem trimodalen Expertenteam ausgezeichnet aufgestellt ist.
Nach einigen Recherchen, Streckenprüfungen und vielen Telefonaten mit Behörden und Infrastrukturbetreibern war eine machbare Umladestelle gefunden und der Transport auf der Schiene konnte organisiert werden.
Die größte Herausforderung war eine sehr niedrige Brücke unmittelbar an der Zufahrt zum Empfänger. Diese Brücke konnte nicht über alternative Strecken umgangen werden, denn diese wiesen zu scharfe Kurven, zu schwache Brücken und zwei elektrifizierte Bahnübergänge aus.
Durch dieses Nadelöhr musste man durch.
Die Lösung war einfach und genial – man muss nur drauf kommen:
Der Doppelstockwagen passte mit wenigen Zentimetern Spielraum unter der Brücke durch, wenn er selbst auf der Straße rollen würde. Also entschied man sich, aus flachen Schienen eine niedrige Gleistrasse unter der Brücke zu verlegen und den Wagen im Alleingang unter dem Hindernis hindurchzuschieben.
Parallel zur Verladung im Bahnhof wurde die Straße für den Verkehr gesperrt und ein zweites Team bereitete das Gleisjoch unter der Brücke vor. Bereits einige Minuten später rollte der verladene Waggon rückwärts bis an das Brückenbauwerk. Wieder über die bordeigene Rampe wurde der Wagen dann auf das Gleis abgelassen und unter dem Brückenträger hindurch geschoben. Der leere Tieflader wendete und nahm den Wagen hinter der Brücke in gleicher Manier wieder auf. Nach dem erneuten Sichern der Ladung ging es sofort weiter zum einen Kilometer entfernten Ziel. Hier wurde der Doppelstockwagen ein letztes Mal über die Kübler-Rampe auf ein eigens verlegtes Abstellgleis gerollt.
Nach acht Stunden Einsatz konnte die Bundespolizei ihr neues Übungsobjekt glücklich in Empfang nehmen. Hier können nun die Beamten auf dem eigenen Gelände Einsatzfälle praxisnah darstellen und üben, ohne auf öffentliche Bereiche der DB AG ausweichen zu müssen.